Teezeremonie

Auf die Teezeremonie hatten wir uns besonders gefreut. Nicht nur durften wir den Ablauf einer solcher Zeremonie kennenlernen, sondern konnten wir das Ganze in einem Kimono durchführen. So wurden wir, nachdem wir uns angemeldet hatten, in eine Umkleidekabine geführt, wo wir vor einer riesigen Auswahl an farbenfrohen Kimonos standen. Jonathan erzählte uns später, dass bei ihm die Auswahl nicht ganz so gross gewesen sei, da Kimonos für Männer eher schlicht gehalten werden. 
Doch bevor wir unser Kimono aussuchen konnten, wurde uns ein T-Shirt mit Plastikkragen und Stoffshorts als „Unterwäsche“ gegeben. Dann suchten wir uns einen Kimono aus. Ein bisschen überfordert, schauten wir uns die Stoffe an und entschieden uns beide für ein eher schlichtes Design. Fürs Anziehen und Drapieren kamen uns Angestellte helfen, die uns mit flinken Fingern erstaunlich schnell bereit machten. Dann durften wir auch noch ein Obi aussuchen. Das ist der breite Stoffgurt, welcher alle Knöpfe und Schnüre versteckt. Doch waren wir noch immer nicht fertig. Uns Frauen wurde noch eine Frisur gemacht, was sich als den schwierigsten Teil dieses Umstylings entwickelte, da wir beide relativ kurze Haare haben. Trotzdem brachten unsere Helferinnen ein Frisürchen zusammen und wir durften hübsche Spangen mit Blumen aussuchen, die das Outfit komplett machen würden. Dann gingen wir nach drausse wo Jonathan schon auf uns wartete. In schlüpfrigen Holzsandalen überquerten wir die Strasse, da die Teezeremonie in einem anderen Gebäude stattfand. Dort durften wir die Schuhe wieder ausziehen und verbrachten den Rest der Zeremonie in Socken. Doch bevor es zur Teezeremonie selbst ging, durften wir in einem Garten Fotos von unserem neuen Look schiessen. 


Endlich wurden wir in den Raum geführt, in welchem die Teezeremonie stattfinden sollte. Wir wurden freundlich begrüsst und vor eine Schüssel gesetzt, in welcher schon ein wenig Matchapulver war, und daneben stand ein Matchabesen.

Während nun auch andere Gäste ankamen, verteilte uns unsere Teemeisterin noch einen kleinen Teller mit zwei Süssigkeiten darauf.

Dann wurde nochmals von allen Fotos geschossen und endlich begann der Kurs. Uns wurde zuerst über die Tradition von Teezeremonien, welche bis zu den Samurai zurückreicht, erzählt, und dann gab es Erklärungen zu den verschiedenen Konzepten und Elemente, welche zu beachten seien.
Als erstes erklärte sie uns, dass im Japanischen eine solche Zeremonie Chado (茶度 Weg des Tees) genannt wird. Diese Zeremonie ist stark vom Buddhismus beeinflusst und hat vier Hauptprinzipien: Harmonie, Respekt, Reinheit, und Ruhe. Doch zuerst erklärte unsere Meisterin uns das Konzept von Ichi-go ichi-e (一期一会). Das bezieht sich auf eine einmalige Gelegenheit im Leben. Im Sinne vom Tee wird damit gemeint, dass der Moment der Zeremonie genossen werden soll, und dass uns bewusst sein soll, dass dieser Moment nie mehr kommen wird.
Weiter erklärte die vier oben genannten Prinzipien. 
Wa (和 Harmonie). Hierbei ist es wichtig, dass die ganze Zeremonie in Harmonie geschehen soll. Dies bezieht sich auf Harmonie zwischen Gast und gastgebender Person wie auch Harmonie in der Einrichtung und in den zu hörenden Klängen.
Kai (敬 Respekt). Eine Teezeremonie scheint simpel, doch es ist wichtig, dass der nötige Respekt aufgebracht wird. Zum einen muss die Person, welche die Zeremonie leiten, das Beste geben, um die Gäste zufriedenzustellen. Die Gäste müssen im Gegenzug zum Ausdruck bringen, wie gut alles aussieht und gemacht wurde. Deswegen ist es wichtig vor und nach der Zeremonie sich miteinander zu unterhalten, sodass diese Wertschätzungen ausgedrückt werden können.
Sei (清 Reinheit). Während der Teezeremonie ist äusserste Reinheit gefragt. Alles passiert in einem sauber geputzten Raum, die Gäste tragen saubere Kleider und müssen sich vor dem Betreten des Raumes die Hände waschen. Zudem werden die Utensilien für das Zubereiten des Tees vor den Gästen nach jedem Gebrauch geputzt.
Jaku (寂 Ruhe). Jaku ist nicht etwas, dass man machen kann, sondern ist das Resultat von der Kombination von Wa, Kei und Sei, was zu einer Ruhe und Gemütlichkeit führt. Es ist wichtig, dass alle Beteiligten sich in der Gegenwart und in einer Ruhe befinden.

Nachdem wir alles über die Konzepte gelernt hatten, ging es weiter mit dem Aufbau der Teezeremonie. Normalerweise würde der Gastgeber oder die Gastgeberin den Tee für alle zubereiten, doch da wir eine grosse Gruppe waren, sei das zu Anstrengenden. Zudem wollten wir ja lernen, wie dass der Tee zubereitet wird. So erklärte sie uns, wie das in Theorie funktionieren würde. Die Gäste kommen an, und setzen sich der Reihe nach hin. Dann wird aufmerksam gemacht auf die Einrichtung, auf die Düfte und auf Geräusche. Danach beginnt der erste Teil.

Vor den Augen der Gäste werden alle Instrumente für die Zeremonie mit heissem Wasser und einem Tuch gewaschen. Dies diente, vor allem in der Zeit der Samurai, dazu, dass sich der Gast versichern konnte, dass alles sauber war, und, dass nichts vergiftet wurde.

Nach, oder teilweise während der Putz Zeremonie wird dem Gast eine Süssigkeit geboten. Das Einnehmen der Süssigkeit vor dem Teetrinken sei äusserst wichtig, damit der Genuss des Tees danach stärker zur Geltung kommt. Die Gäste müssen aber dazu eingeladen werden zu essen, damit sie das Konfekt zum richtigen Zeitpunkt einnehmen. Hierfür werden sie mit einem ‚Okashi o dozo‘ (お菓子をどうぞ hier, bitte, die Süssigkeit) zum Essen aufgefordert. Dann beginnt die Teebrauerei. Die gastgebende Person bereitet den ersten Tee vor. Dann würde die erste Person der Reihe nach vorne gehen, den Tee trinken, und sich zurück an den Platz setzten. Dann wird der zweite Tee gebraut und die zweite Person geht nach vorne, und so weiter, bis alle genügend Tee hatten. Danach würde nochmals miteinander diskutiert werden, bis dann schlussendlich, etwa zwei Stunden später, die Zeremonie vorbei sei. 
Bei uns sah das ein wenig anders aus. Um ein bisschen in Stimmung zu kommen, mussten wir die Augen schliessen und uns auf den Klang eines feinen Gongs fokussieren. Dann wurden wir zum Essen des Desserts aufgefordert. Als Erstes mussten wir das kleine harte Dessert essen, bei welchem es sich um ein Zuckerbonbon handelte. Danach das dreieckförmige Dessert. Das war eine rote Bohnepaste mit Zimt, eingepackt in einen Reisteig. Während wir unsere Süssigkeiten assen, beobachteten wir unsere Teemeisterin, wie sie mit genau einstudierten Bewegung sorgfältig und konzentriert die Teeschüssel, den Matchabesen, und sogar die Box mit dem Teepulver drinnen putzte.

Dann goss sie sich Wasser in ihre Teeschüssel, um uns zu zeigen, wie wir den Tee rühren sollten. Endlich durften wir ans Werk. Sie kam bei uns allen vorbei und leerte ein wenig Wasser in unsere Schüssel, vorauf hin wir alle fleissig zu rühren begannen. Als wir alle fertig waren, zeigte sie uns wie wir zu trinken hatten.

Mit der rechten Hand die Schale greifen und anheben. Dann legten wir die Schüssel in unsere linke Hand. Wieder mit der rechten Hand mussten wir die Schale zweimal um 90° im Uhrzeigersinn drehen. Nun war die Schale richtig positioniert, dass wir den Tee in kleinen Schlücken trinken konnten. Dabei war wichtig, dass wir für den letzten Schluck viel Luft benutzen, um ein Schlürfähnliches Geräusch zu machen. Dies sollte helfen, bis auf den letzten Tropfen trinken zu können und würde im originalen Zeremonie setting auch allen signalisieren, dass ich jetzt fertig bin. Danach mussten wir die Schale wieder zweimal um 90° drehen, diesmal im Gegenuhrzeigersinn, sodass die Schüssel wieder in ihrer originalen Position war, und dann konnten wir sie wieder auf den Boden stellen. Wir wurden aufgefordert uns miteinander auszutauschen und durften nochmals ein paar Fotos schiessen. Diejenigen, die noch Fragen hatten durften diese stellen, ansonsten war es Zeit langsam aufzubrechen und wieder in unsere Alltagskleider zurückzuwechseln. Wieder in der Realität angekommen, zogen wir weiter.

Ein Kommentar

  1. Hallo zäme
    Endlich hatte ich wieder einmal Zeit, einen eurer Bericht zu lesen. Ist ja spannend, was man mit ein bisschen Tee so alles machen kann :). Ihr seht vor allem sehr hübsch aus, vor allem Joni habe ich fast nicht wieder erkannt.
    Danke für den spannenden Bericht.
    Grüessli, Carmen

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