Voller Vorfreude und aber zögernd gingen wir zum kleinen Laden namens „Wood Works„. Mit ihrem gebrochenen Japanisch vermittelte Deborah der Angestellten, dass wir gerne dreimal Stäbchen selber machen würden. Sofort wurden wir nach hinten, an eine Wand voll mit diversen Holzstäbchen geführt. Sie fragten uns, ob es in Ordnung sei, wenn wir die Erklärungen auf Japanisch erhalten. Mutig oder vielleicht auch naiv sagten wir ja und wurden von einem Wortschwall überfallen, den Deborah mit Mühe und Not und ein paar Gestikulationen übersetzen konnte. Als erstes durften wir uns für eine Holzart entscheiden, aus welchen wir unsere Stäbchen machen wollten. Um bei der Auswahl zu helfen gab es Beschreibung und Markierungen, die auf das Gewicht und die Dichte des Holzes hindeuten sollten, was wir auch in Erwägung ziehen sollten bei unserem Entscheid.
Mit grossen Augen bestaunten wir die diversen Holzarten und drehten jedes Stäbchen, um die Musterungen und Farben genauer betrachten zu können. Obwohl uns das mit der Dichte erklärt wurde, war das Thema bald vergessen, da unser Hauptproblem das Aussehen der Stäbchen war und wie wir uns für nur ein Holz entscheiden konnten.
Nach langem Überlegen schafften wir es endlich, einen Entscheid zu treffen und nahmen jeweils zwei Hölzer. Dann wurden wir an unsere Werkbänke geführt, wo wir von der Workshopbetreuerin Instruktionen und Sicherheitsmassnahmen erklärt bekamen. Immer noch alles auf Japanisch. Zum Glück war das Konzept einfach und trotz fremder Sprache leicht zu verstehen. Auf den Hölzern war auf allen Seiten eine Nummer eingraviert welche auf unserer Werkbank wiederzufinden waren. So mussten wir eines der Stäbchen mit der Zahl ‚eins‘ nach oben in eine Form legen, welche mit ‚eins‘ und ‚zwei‘ beschriftet war. Und dann wurde gehobelt. Wie kleine Kinder erfreuten wir uns an den kleinen Holzkringel, welche bei diesem Prozess entstanden sind. Dies taten wir, bis der Hobel nichts mehr abschliff und das Stäbchen auf gleicher Höhe war wie die Form, in welche wir es gelegt hatten. Dann drehten wir das Stäbchen, sodass die Nummer ‚zwei‘ nach oben schaute und begannen denselben Prozess von vorne. Als wir wiederum fertig waren, legten wir das Stäbchen in die zweite Form mit der Überschrift ‚drei‘ und ‚vier‘, wobei natürlich die Nummer ‚drei‘ nach oben schaute, und so wiederholte sich der ganze Prozess nochmals, bis alle vier Seiten abgehobelt waren und das Stäbchen endlich auch einem Essstäbchen glich. Natürlich mussten wir die ganze Prozedur noch für das zweite Stäbchen wiederholen.
Als wir auch damit fertig waren, riefen wir unserer Betreuerin, welche uns den nächsten Schritt erklärte. Die Stäbchen seien so noch immer zu dick und durch die scharfen Kanten unhandlich. Darum sollten wir sie mit Schleifpapier abschleifen und abrunden. Und so starteten wir die staubige Arbeit. Es machte grossen Spass zu sehen, wie die Stäbchen nun richtig Form annahmen, jedoch war es nicht ganz einfach, diese einigermassen gleich aussehen zu lassen. Das eine Stäbchen war dicker als das andere, dafür war das andere runder als das eine. Jetzt ist das eine vorne dicker und das andere ist hinten dicker und so schliffen wir und schliffen wir, bis wir uns eingestehen mussten, dass das Paar nie perfekt gleich sein wird, aber genau dies den Stäbchen Charme gibt.
So kamen wir auch schon zu unserem letzten Schritt. Um das Holz zu versiegeln, tauchten wir es bis zur Hälfte in Öl und rieben es dann vollständig mit einem Tuch ein. Danach durfte es direkt verpackt werden und fertig war unser neues Essbesteck. Um Staub an Händen und Kleidern loszuwerden wurden uns Feuttücher und eine Druckluiftpistole zur Verfügung gestellt. Überglücklich über unsere Werke bedankten wir uns bei unserer Helferin und verliessen den den Laden.
Fun Fact:
In Japan heissen Essstäbchen „Hashi“ (箸) und klingt gleich wie das Wort für Brücke „Hashi“ (橋). Deswegen werden solche Stäbchen oft an Hochzeiten an das Brautpaar, oder an einen Partner oder engen Freunde geschenkt. Dies symbolisiert dass eine Verbindung zwischen dem Paar oder mit den Freunden besteht und dass diese somit gestärkt wird.
Ganz super, dieser Workshop. Könnte man vielleicht auch in der Schweiz anbieten? Das wäre mal was neues… Vielleicht kann man diese Werkzeuge ja kaufen und importieren?
Danke für den Beitrag, macht weiter so…
Liebs Grüessli Carmen
Und cha mer etz Stäbli bstelle bi eu 🙂 …… ?
äääääääähm….