Wie bereits im letzten Blog erwähnt, waren wir diese Woche in Miyazaki auf dem Ministry Camp. An diesem Wochenende sind so viele Dinge passiert, dass es mir vorkommt, als wären wir Wochen dort gewesen. Deshalb werde ich diesen Blogbeitrag in zwei Abschnitten schreiben. Als erstes werde ich den Ablauf des Wochenendes beschreiben und dann über Eindrücke und Zeugnisse von diesem Camp berichten.
Das Wochenende in Miyazaki begann offiziell am Freitagabend, aber ich bin schon am Donnerstag hingeflogen, weil ein anderes Mitglied der Ministry School ein Ticket für Donnerstag hatte, das er aber wegen seiner Arbeit nicht nutzen konnte. Er konnte das Ticket nicht umdisponieren und musste ein zweites Ticket kaufen. Also nahm ich einfach sein erstes Ticket und flog einen Tag früher als die anderen. In Miyazaki begrüsste mich Kana mit ihrem 6 Monate alten Sohn Leo. Ich hatte Kana und viele andere Gemeindemitglieder aus Miyazaki bereits kennengelernt, als ich 2019 in Japan war. Anschliessend holten wir Kanas Tochter Mana vom Kindergarten ab, bevor wir nach Hause fuhren. Da ich erwähnt hatte, dass ich Okonomiyaki mag, kochten Kana und ihr Mann Koichi dieses Menü für meinen ersten Abend bei ihnen.
Am nächsten Tag mussten wir diverse Arbeiten erledigen und andere Schüler der Ministry School vom Flughafen abholen.
Da ich erwähnt hatte, dass ich das Meer mag und wir in der Schweiz kein Meer haben, quetschten Koichi und Kana einen kurzen Besuch am Meer in unseren vollen Terminkalender. Wie schön es war!
Am Abend versammelten sich alle Studenten der Ministry School, die bereits angereist waren, in der Miyazaki-Kirche zur Prayer Night, wo wir die ganze Nacht beteten.
Jetzt war nicht nur ich bei Koichi und Kana einquartiert, sondern noch fünf weitere Frauen. Ich und zwei andere hatten das Privileg, in einem Zimmer im obersten Stockwerk zu schlafen, während die anderen drei im Wohnzimmer übernachteten. Ihr könnt euch wahrscheinlich vorstellen, dass der Morning Star am nächsten Tag viel länger dauerte, als wenn Yuka und ich ihn alleine machen würden, denn wir waren acht Personen, die sich darüber austauschten, was uns am meisten am Herzen lag. Wir begannen also um 7 Uhr mit dem Morning Star, frühstückten und gingen gegen 9 Uhr in die Kirche. Das Lobpreisteam übte noch ein bisschen, während der Rest von uns in der Bibel las oder betete. Um 10 Uhr begann das Programm. Wieder begannen wir mit dem japanischen Teil und Naomi unterrichtete uns über die Apostelgeschichte. Nach etwa zwei Stunden beendete sie ihren Unterricht und bat um zwei Freiwillige, die ihre Predigt halten sollten (wie ich in meinem vorherigen Blog erwähnt habe, hatten wir alle als Hausaufgabe, eine Predigt für dieses Camp vorzubereiten). Als die ersten beiden Studenten ihre Predigt beendet hatten, übernahm Christian und lehrte übers „Eins-sein“, wobei er sich auf Loyalität und die Geschichte von Ruth konzentrierte. Ausserdem lehrte er über Rebellion, Verrat und um Vergebung bitten. Wir waren so vertieft in die Predigten der anderen Schüler und den Unterricht von Christian und Naomi, dass wir gar nicht merkten, wie viel Zeit vergangen war. Und so kam es, dass wir unser Mittagessen erst um 17 Uhr genossen. Nach dieser köstlichen und stärkenden Mahlzeit fuhren wir mit Christians Lehre fort; wieder über Loyalität und wir hörten noch einige Predigten der Studenten. Zum Schluss sassen wir alle in einem grossen Kreis und tauschten darüber aus, was uns von der heutigen Lehre am meisten beeindruckt hatte. Gegen 23 Uhr kehrten wir nach Hause zurück und assen um Mitternacht ein kleines Abendessen, bevor wir zu Bett gingen.
Der Sonntagmorgen begann genauso wie der Samstag. Morning Star in einer grossen Gruppe, Frühstück und Gang zur Kirche. Das Lobpreisteam übte wieder, der Rest von uns betete und las in der Bibel und bereitete den Raum für den Gottesdienst vor.
In der Sonntagsbotschaft dieser Woche ging es um „Liebe“, genauer gesagt darum, „die Liebe in Brand zu setzen“. Nach der Predigt setzten wir uns in Kleingruppen zusammen und erzählten, was uns am meisten berührt hatte, und danach unterhielten wir uns weiter und assen gemeinsam zu Mittag. Um 14.00 Uhr kam ein Bus für uns Schüler der Ministry School. Das eigentliche „Camp“ begann endlich. Wir fuhren zu einem Hostel und setzten unseren Tag in einem Konferenzraum fort. Wir begannen mit einer Worship Session, und dann predigten weitere Studenten, bevor Naomi uns eine kurze Botschaft und Informationen über den weiteren Verlauf des Tages gab. Bald darauf konnten wir in unsere Zimmer einchecken, wo wir unser Gepäck abstellten und unsere Betten bereit machten. Um 18 Uhr trafen wir uns in einem Restaurant, wo wir mit einem grossen Grillfest mit vielen Meeresfrüchten und Fleisch verwöhnt wurden. Wir liessen uns dieses köstliche Essen schmecken und unterhielten uns den ganzen Abend.
Nachdem wir alle unsere Teller leer gegessen hatten, gingen wir in ein Onsen (öffentliches Bad mit heissem Quellwasser), das zum Hostel gehört. Voll gestopft und entspannt trafen wir uns wieder im Konferenzraum. Spontan fragte Naomi nach einem weiteren Freiwilligen, der die Predigt halten sollte, und ich nahm all meinen Mut zusammen und meldete mich. Nachdem ich fertig war, fügte Christian noch einen kurzen, eigenen Input hinzu, bevor wir uns definitiv entspannen konnten.
Ursprünglich war geplant, nach draussen zu gehen und den Abend an einem Lagerfeuer zu geniessen, aber leider regnete es, so dass wir im Konferenzraum blieben. Ein Schüler malte schnell ein Feuer auf ein Stück Papier und so sassen wir darum herum, assen ein Eis, unterhielten uns und tauschten über das aus, was wir gelernt hatten.
Um 23.00 Uhr wurden wir aus dem Raum geworfen und kehrten in unsere Zimmer zurück, wo wir uns weiter über verschiedene Dinge unterhielten (zumindest in meinem Zimmer. Ich weiss nicht, wie es in den anderen Zimmern war).
Am Montag begannen wir unseren Tag wieder mit dem Morning Star, aber dieses Mal teilten wir uns in kleine Gruppen auf, da sonst zu viele gewesen wären. Nachdem wir ein All-you-can-eat-Frühstück genossen hatten, gingen wir ein wenig an den Strand. Da es regnete, machten wir nur ein paar Fotos und kehrten bald darauf zurück. Wir nahmen unser ganzes Gepäck und gingen zu einem Gebäude, in dem man Zimmer für einen Tag reservieren konnte. Wir hörten uns die Predigten der letzten Studenten an, bevor Naomi uns ein allgemeines Feedback und einige Tipps für zukünftige Predigten gab. Dann begann Christian mit einer neuen Unterrichtsreihe über Timotheus. Dieser erste Unterricht behandelte das Thema „Sohn oder Diener sein“. Da die Zeit knapp wurde, konnte er seinen Unterricht nicht beenden, also werden wir dieses Thema bei der nächsten Ministry School fortsetzen. Wir assen schnell unsere Bento-Boxen, die uns die Kirchenleiter aus der Miyazaki-Kirche und der Fukuoka-Kirche mitgebracht hatten.
Dann kehrten wir zur Jugendherberge zurück, wo uns der Busfahrer wieder abholte. Wir fuhren zunächst zum Flughafen, wo wir zwei Schüler absetzten, weil sie bereits ihren Flug zurück hatten. Der Rest von uns kehrte in die Kirche zurück und wir tauschten unsere Eindrücke vom gesamten Wochenende aus. Wir beendeten das Wochenende mit weiteren Gesprächen und assen köstliche Miyazaki-Mandarinen. Die anderen Mitglieder begannen langsam, nach Fukuoka zurückzukehren, während Christian, Naomi, Sweetbert (ein anderes Mitglied der Tokyo Church) und ich zurückblieben, da wir erst am Dienstag zurückkehrten.
Am Dienstagmorgen waren wieder nur ich, Kana und Koichi im Morning Star. Wir gingen danach in eine Bäckerei, um zu frühstücken, bevor wir uns mit Sweetbert und einem Kirchenmitglied aus Miyazaki trafen. Gemeinsam gingen wir wieder an den Strand, denn sie wollten, dass ich noch etwas Zeit am Meer geniessen konnte, diesmal bei schönem Wetter. Wir wurden mit leckeren Meeresfischen verwöhnt, bevor sie uns zum Flughafen brachten, wo wir uns mit Naomi und Christian trafen und glücklich, aber auch müde ins verregnete Tokio zurückkehrten.
Jetzt, wo ihr wisst, wie der grobe Ablauf ausgesehen hat, möchte ich einige Eindrücke und Zeugnisse mitteilen. Zunächst muss ich sagen, wie sehr jedes einzelne Mitglied mich in diesen Tagen gesegnet hat. Sie haben sich alle Mühe gegeben, damit ich mich wohl und wie ein Familienmitglied fühlte, obwohl einige von ihnen mich kaum oder noch gar nicht kannten. Vor allem Koichi und Kana gaben ihr Bestes, um mir das bestmögliche Wochenende zu ermöglichen. Wann immer ich ein Essen erwähnte, das ich mochte, versuchten sie, es in den Menüplan für das Wochenende aufzunehmen. Nachdem ich gesagt hatte, dass ich das Meer sehen wollte, sorgten sie dafür, dass wir das taten, obwohl wir wenig Zeit hatten. Sie sprachen langsam und mit vielen Gesten, damit ich sie besser verstehen konnte, und halfen mir, meine Worte zu finden, wenn ich ihnen auf japanisch antwortete. Aber auch all die anderen Gemeindemitglieder. Sie alle sorgten dafür, dass ich mich wohl fühlte. Sie versuchten alle, mit mir zu reden, mich in ihre Gespräche einzubeziehen, und wenn sie miteinander sprachen und ich nur zuhörte, sorgten sie trotzdem dafür, dass ich sie verstehen konnte. Bei allen Mitgliedern von Jesus‘ Call kann man das Vertrauen sehen, das sie füreinander haben, ihre Fürsorge füreinander und die Bereitschaft zu helfen, zu dienen und einander zu ehren. Es hat mich sehr berührt, nicht nur Zeuge dieses Lebensstils zu sein, sondern in ihn einbezogen zu werden, und es hat mich automatisch dazu angespornt, mich noch mehr anzustrengen, aufmerksamer auf die anderen Mitglieder und die Bedürfnisse der Gemeinde zu achten.
Nun möchte ich ein wenig über Mana sprechen. Was für ein inspirierendes kleines Mädchen! Sie ist erst 6 Jahre alt, und jedes Mal, wenn ich sie ansah, wurde ich an die Worte Jesu erinnert: „Ihr müsst umkehren und wie kleine Kinder werden“ (Matthäus 18:3). Sie ist sicherlich ein Kind, von dem wir alle lernen können. Während unserer Gottesdienste sang sie voller Inbrunst mit und tanzte zum Worship. Wenn wir vor dem Essen beten wollten, hob sie die Hand und rief: „Darf ich beten?!“, während wir im Onsen waren, kam sie einfach mit Fremden ins Gespräch und lud sie in die Kirche ein, und wenn sie merkte, dass diese Person für die Idee offen war, rief sie das nächststehende Kirchenmitglied und sagte ihm, er könne jetzt mit dieser Person weiter über Gott sprechen und sie in die Kirche bringen. Wir hatten auch eine intensive Gebetsstunde, in der wir darum baten, dass Gott uns von negativen Gedanken, Selbstzweifeln, Selbsthass usw. befreien möge. Mana stand in der Mitte unserer Gruppe, bereit, für diejenigen zu beten, die es brauchten, bereit, den Müden die Hände aufzulegen, bereit, den Segen über diejenigen zu verkünden, die kämpften, und auch bereit, jeden zu umarmen, der eine Umarmung brauchte. Wir waren alle wirklich berührt und inspiriert von ihrem Glauben und ihrem starken Willen, Menschen näher zu Gott zu führen. Lasst uns alle wie Kinder werden und verkünden, wie gross Gott ist, so wie Mana es tut.
Und zuletzt mein Zeugnis über meine Predigt. Ich habe Mühe damit vor Menschen zu stehen und eine Präsentation zu halten. Und zu predigen, das klang noch beängstigender. Als Christian und Naomi uns sagten, dass wir eine Predigt vorbereiten sollten, war mein erster Instinkt, in Panik zu geraten. Doch stattdessen betete ich und legte meine Sorgen vor Gott, und innerhalb von nur einer Minute hatte ich bereits eine Idee, worüber ich sprechen wollte. Wie toll ist das denn?!
Die Vorbereitungen liefen recht gut. Ich notierte alle meine Gedanken in mein Notizbuch und versuchte dann, passende Bibelverse zu finden und alles zu ordnen. Aber als der Freitag kam und ich wusste, dass ich an einem der nächsten Tage predigen musste, machte ich mir wieder Sorgen und überdachte alles, was ich geschrieben hatte, und war versucht, alles zu verwerfen und von vorne anzufangen. Wieder betete ich, und ich betete weiter, bis ich spürte, dass ich mich wieder beruhigt hatte. Ich wiederholte immer wieder, dass es in dieser Botschaft um Gott ging und nicht um mich, dass es also egal war, was ich dachte oder was ich sagte. Alles, was zählte, war Gottes Wort. Als es endlich an der Zeit war, vor alle zu treten, betete ich während ich predigte ständig in meinem Kopf, dass Gott meine Zunge leiten möge, und wiederholte immer wieder: “Hier geht es um Gott, nicht um mich oder meine Leistung“. Als ich fertig war, fühlte ich eine riesige Welle der Erleichterung über mich kommen. Und noch grösser war die Freude, als meine Freunde mir sagten, dass sie von meiner Botschaft berührt waren. Ich wusste sehr wohl, dass ich in Panik geraten wäre, wenn ich versucht hätte, aus eigenem Antrieb zu predigen, und ich weiss, dass Gott mir bei meinen Vorbereitungen und während ich vor den anderen stand, geholfen und mich geführt hat. Ich bin so dankbar, dass ER mir geholfen hat, ruhig zu bleiben, während ich predigte, und dass ER die Worte in meinem Mund geformt hat.
P.S. Der Titel meiner Botschaft war „Jesus ist mein Sonnenaufgang“, inspiriert von der Sonnenaufgangswanderung, die mein Vater, meine Schwester und ich diesen Sommer unternommen haben. Der Hauptbibelvers war Sprüche 4:18-19.
18 Aber der Weg aufrichtiger Menschen gleicht dem ersten Licht am Morgen: stetig nimmt es zu, bis es heller Tag geworden ist.
19 Der Weg der Gottlosen gleicht tiefer Dunkelheit – sie kommen zu Fall und wissen noch nicht einmal wodurch.
AMEN!
Wow, so genial!!! Vielen Dank für dein Berichten. Weiterhin Gottes Nähe und viele neue Offenbarungen über IHN.
Vielen Dank fürs lesen und für die Segenswünsche. Es freut mich sehr dass du an meinem Abenteuer teilnimmst.
Mega stark, toll wie Du das machst
So schön, wie du uns an deinem Leben teilhaben lässt. Sei weiterhin unerschrocken und unverzagt, denn der Herr, dein Gott, ist mit dir überall, wo du hingehst. (Jos.1;9)
LG Chantal
Es freut mich sehr, dass ihr an meinem Leben teilhaben wollt, so macht es mir auch Freude diesen Blog zu schreiben und euch mitzuteilen was ich erlebe 🙂
Liebe Deborah. Es ist wunderbar zu hören, was du in Japan erlebst. Diese gesegneten Momente mit dem Herrn werden dich dein Leben lang begleiten und ich bete, dass sie sich vielfach vermehren werden!!! Sei weiterhin reich brschenkt. LG, Claire
Vielen Dank fürs lesen und fürs beten! Ich bin dankbar dass du an mich denkst während meiner Zeit hier.